Reinhard Raffalt: „Die Stimme Bayerns in Rom“

Mit dem Journalisten, Schriftsteller, Kulturvermittler und Musiker Reinhard Raffalt (1923-1976) beschäftigte sich der gebürtige Trostberger Dr. Julian Traut bei seinem Vortrag des Historischen Vereins für den Chiemgau zu Traunstein e. V. am Freitag, den 28. Februar 2020, in der Zieglerwirtsstube des Heimathauses.

Reinhard Raffalt war ein Mann mit vielen Begabungen, und mit seinen Büchern, Hörfunksendungen und Filmen begeisterte er Millionen Menschen nördlich und südlich der Alpen. Er war „Bayerns Stimme in Rom“ (1957 im Bayerischen Rundfunk), er gestaltete zudem in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren die auswärtige Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland mit.

Seine Reise nach Neapel, ein Buch, das er selbst als "Jugendsünde" bezeichnete, ist heute bereits in der 22. Auflage erschienen. Raffalts humanistische Bildung mit seinen Lieblingsfächern Deutsch, Latein und Musik befähigte ihn zum Schreiben vieler Berichte über Rom, zu dem bekannten Sprachkurs "La Lingua Italiana" und zum Orgelspiel bereits im Krieg, wo er 1943 auch das Verdienstkreuz erhielt.

1959 heiratete er seine erste Frau Anna Maria Sprovieri auf ihrem Totenbett, da sie nicht unverheiratet sterben wollte. 

Raffalts Netzwerk war vielseitig:  Als "Vatikankorrespondent" der "Passauer Neuen Presse" besuchten ihn viele deutsche Politiker in Rom, er reiste im Auftrag des BR nach Afrika, Asien und Südamerika, schrieb viele Bücher, verdiente sein Geld als Organist an der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell' Anima und erhielt 1971 den Bayerischen Verdienstorden.

Seine geistige Heimat war Rom, seine irdische aber Passau. er selbst bezeichnete sich als Bayer und Europäer. er star nur 56-jährige am 10. Juni 1976 in München. 

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Der Referent Dr. phil. Julian Traut (geboren 1985) hat sich mit dieser schillernden Persönlichkeit intensiv beschäftigt und im Prestel Verlag (Regensburg) eine Biografie über diesen Wahlrömer herausgebracht. Beruhend auf einem umfangreichen Nachlass sowie Überlieferungen in deutschen und italienischen Archiven bieten dieses Buch und natürlich auch der Vortrag neben spezifischen Erkenntnissen zu seinem Leben und Wirken vertiefte Einsichten in politisch-kulturelle Fragestellungen der Nachkriegs-Jahrzehnte. Ein besonderes Augenmerk widmet der Referent auch Raffalts Netzwerk, seiner soziokulturellen Verortung sowie seinem literarischen und publizistischen Werk.

Dr. Julian Traut studierte Geschichte, Politik- und Rechtswissenschaft in München und Bologna. Er war Mitarbeiter am Haus der Bayerischen Geschichte und ist nun in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung tätig.

Sein Vortrag war excellent vorbereitet, er begann mit Musik und der Originalstimme Raffalts, so dass man sofort von dem Thema gefangen war. Der weitere Verlauf des Abends verlief spannend mit vielen Bildern, Musik und Filmen von und über Reinhard Raffalt und endete in eine Frage-/Antwortrunde, die nichts offen ließ.