Max-Fürst-Preis an Richard Ruhland: Erstmals ein „Auswärtsspiel“
Zum ersten Mal hat der Historische Verein für den Chiemgau zu Traunstein e. V. den Max-Fürst-Preis heuer nicht wie gewohnt in Traunstein, sondern im Ort des Preisträgers vergeben, nämlich im Scheibensaal der Burg in Tittmoning. Hoch über der Stadt thront die einst als Bollwerk der Salzburger Erzbischöfe gegen die im nahen Burghausen sitzenden bayerischen Wittelsbacher erbaute Burg, die ihre Wehrhaftigkeit ab dem 17. Jahrhundert nicht mehr zur Schau stellen musste und danach als Jagdschloss der Salzburger Erzbischöfe verwendet wurde.
Ein herausragendes Objekt ist dabei der große Scheibensaal, dessen massive Balkendecke von starken Holzträgern gestützt wird. Dessen Wände sind mit weit mehr als hundert Schützenscheiben aus vier Jahrhunderten behangen, sie zeugen von der großen Tradition des Schützenwesens und von gesellschaftlichen und geselligen Zusammenkünften.
Die Fest-, Hochzeits-, Jux- und Spottscheiben geben einen Einblick in das bürgerliche Leben seit dem 17. Jahrhundert. Dort versammelten sich - mit dem nötigen, Corona-bedingten Abstand - am 22. September rund 50 Gäste von den Historischen Vereinen aus Tittmoning und Traunstein sowie Ehrengäste. In seiner Begrüßung wies der Traunsteiner Vorsitzende Hans Helmberger auf das Wesen seines eigenen Vereins und die Leistungen des Namensgebers für den Preis, Max Fürst, hin und betonte, dass der Gang nach Tittmoning auch den Zweck habe, den Verein und Max Fürst am Rande des Landkreises bekannter zu machen.
In ihren Grußworten würdigten der neue Tittmoninger Bürgermeister Andreas Bratzdrum, die 2. Bürgermeisterin von Traunstein Burgi Mörtl-Körner und die stellvertretende Landrätin Resi Schmidhuber ihre Beziehung zu Tittmoning und die Verdienste des Preisträgers. Ausführlich tat dies der Tittmoninger Bürgermeister a. D. Konrad Schupfner als Laudator. Er wies zunächst auf die Bedeutung der Burg Tittmoning als nördliche Bastion Salzburgs gegen die Bayern in Burghausen hin und meinte, „der Traunsteiner hat Tittmoning nicht so im Auge“. Zu Richard Ruhland gewandt sagte Schupfner, er habe „für die Heimatpflege in verschiedenen Tätigkeitsbereichen in und über Tittmoning nachhaltig gewirkt“. Schon 1974 sei er - in Abwesenheit! - in den Vorstand des Tittmoninger Historischen Vereins gewählt worden und 1979 zum Vorstand, der er bis 2019 blieb; 2008 übernahm er auch die Leitung des Museums, des größten im südostbayerischen Raum. Mit heimatgeschichtlichen Büchern, unter anderem „Burg - Stadt - Vorstadt Tittmoning, Stadtgeschichte um 1800“, habe er weiterhin nachhaltig gewirkt. Er habe Ausstellungen organisiert und in einem Interreg-Projekt mit der Salzburger Gemeinde Golling zusammengearbeitet. „Sein Wirken geht weit über die Stadtgrenzen hinaus in den Rupertiwinkel und in unsere Region beiderseits der Salzach.“ Und so füge sich Richard Ruhland gut in die Reihe der bisherigen Preisträger ein, so Konrad Schupfner abschließend.
Hans Helmberger überreichte anschließend Richard Ruhland die Urkunde und die Skulptur von Max Fürst, die der Siegsdorfer Künstler Walter Angerer d. J. geschaffen hatte; den damit verbundenen Geldpreis stiftete die Adelholzener Alpenquellen GmbH, wofür sich Helmberger herzlich bedankte. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von den Volksmusikanten Katharina Wiesholler (Harfe) und Markus Gromes (Ziach).
Im Anschluss daran traf man sich im geräumigen Carabinieri-Saal der Burg zu Ehren des Preisträgers zu einem kleinen Empfang, zu dem die beiden Historischen Vereine aus Traunstein und Tittmoning beigetragen hatten.
Jugendpreise werden separat verliehen Erstmals konnten die Max-Fürst-Jugendpreise nicht in diesem Rahmen vergeben werden, was ebenfalls an den Corona-bedingten Beschränkungen lag. Diese Feier - ebenfalls im kleinen Rahmen - wird im Oktober nachgeholt.
Hans Helmberger